BRÄNDLES BALLBERICHT


Clublegenden

 

Fabian Brändle

 

Der spanische Schriftsteller Javier Marías schrieb in seinem Fussballbuch „Alle meine Schlachten“, dass Spieler, die jahrelang bei demselben Verein kicken, oft die Differenz bei wichtigen Spielen machen würden. Sie würden sich noch an eine bestimmte „historische“ Niederlage vor Jahren erinnern, Revanche nehmen wollen, sich im wichtigen Moment steigern und sogar entscheidende Tore erzielen. Solch ein Gedächtnis könne nur in die Waagschale werfen, wer lange genug dabei sei. Javier Marías dachte dabei an sein Real Madrid, an Spieler wie Michel, Butrageño, Raúl oder Gallego und Gordillo.

Vereinstreue ist zum raren Gut geworden. Winkt heute ein lukratives Angebot aus dem In- oder Ausland, packen bereits junge Professionals die Koffer. Der Ruf des Geldes scheint unwiderstehlich. Und auch die Clubs wollen mit Transfergeldern Kasse machen, sind oft an einem Wechsel interessiert.

Natürlich wechselten bereits in den 1970er und 1980er Jahren Kicker die Vereine. Die Grossclubs erwarben Talente ebenso wie Stars aus dem Ausland. Doch mehr als heute hielten auch gute Kicker ihrem Stammclub die Treue, manchmal vom Juniorenalter bis zum Ende der Karriere. Diese Spieler waren dann sehr beliebt bei den Fans, waren „einer von uns“. Ihnen wurden auch schwächere Auftritte verziehen, sie gehörten sozusagen zum Inventar des Vereins. Was wäre Eintracht Frankfurt ohne „Charly“ Körbel, was die Hertha ohne Erich Beer gewesen?

Natürlich kennt auch der Schweizer Fussball jener Jahrzehnte seine Clublegenden, die 300, 400, ja 500 Spiele für ihren Stammclub hinlegten, ohne je laut über einen Wechsel zu sinnieren.

Beim FC Zürich denken wir da an Goalie Karl „Karli“ Grob, der einige wenige Länderspiele bestritt, die Zuverlässigkeit in Person war und mit dem FCZ einige Titel errungen hat. Der kürzlich verstorbene Karl Grob kam vom Amateurverein FC Küsnacht zu den Stadtzürchern und spielte meistens in langen Trainerhosen, sein Markenzeichen. In Basel beim FCB war unter anderem einige Jahre später Massimo „Tschegga“ Ceccaroni ein Liebling der Fans. Der kantige Aussenverteidiger glänzte stets durch hundertprozentigen Einsatz und wurde wie Karl Grob einige Male für die Nationalmannschaft berufen. Die Basler Fans liebten ihren „Tschegga“ heiß und verziehen ihm so manchen technischen Fehler.

In St. Gallen glänzte ebenfalls Vorstopper Beat Rietmann (1 Länderspiel), auch er zuverlässig, wenn auch selten spektakulär. Der einheimische Manndecker war zudem kopfballstark. Nach ihm ist im alten Stadion „Espenmoos“ eine Kabine benannt. Auch beim FC Sion war ein einheimischer Walliser Manndecker beliebt, der Haudegen Alain-Emile Balet nämlich, der an einem schliesslich gewonnenen Cupfinale gegen Servette einst ein wichtiges Tor erzielte. Bei Sions Rivalen FC Servette Genf, der ansonsten viele Transfers tätigte, wirkte Kapitän Marc Schnyder, ein eleganter Mittelfeldspieler. Und beim FC Aarau schliesslich zog im Mittelfeld Marcel Heldmann die Fäden, der erst im vergleichsweise hohen Alter von 34 Jahren zum FC Zürich wechselte, nachdem er lukrative Transfers jahrelang ausgeschlagen hatte.


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